Themen Blog "Veränderung im Beruf"-Authentisch zu sein ist ein schlechter Rat

Die Arbeitswelt ist eine Bühne und auf dieser Bühne spielen wir verschiedene Rollen...das bedeutet auch: Wenn wir uns verändern wollen, geht es nicht allein um uns.

Shakespeare sagte: " Die ganze Welt ist eine Bühne." oder auch der Satz: "Wir alle sind Selbstdarsteller"

In der Arbeitswelt definiert der Arbeitgeber, wie die Bühne bespielt wird. Deshalb ist es nicht immer ein guter Rat, wenn der Zeittrend unreflektiert aufruft, stets authentisch zu sein. Kein Arbeitsvertrag fordert, dass wir authentisch sein sollen. Dafür werden wir nicht bezahlt. Sondern wir bekommen unseren Lohn dafür, dass wir bestimmte Rollen einnehmen - dies definieren die Aufgabenprofile, die in Arbeitsverträgen klar definiert sind: als Geschäftsführer, Teammanager, Pflegekraft oder Buchhalter.

Eine Rolle ist stets das Bündel der Erwartungen, das unsere Umwelt an uns richtet: Unternehmen, Kunden oder Freunde. Unsrer Gesellschaft definiert sich aus gemeinsamen Verständnis für Rollen wie Kind, Vater, Rockstar, Arzt, Politiker.

Wer aus der Rolle fällt, hat`s schwer, zum Bespiel als Krimineller.

Selbstverwirklichung und Sinnerleben, danach streben viele Menschen in ihrem Beruf. Wenn dies gelingt und der Job mit Selbsterfüllung einhergeht, ist dies eine sehr glückliche Fügung.

Erfolg im Berufsleben habe ich, wenn ich rasch verstehe, welche Rollen ich einzunehmen habe, und ich in diese hineinschlüpfe. Nicht nur in Bezug auf mein konkretes Tun, sondern bezüglich der Art, wie ich spreche, wie ich mich kleide, wie ich mit Kolleg:innen umgehe.

Wie bemerke ich, ob die berufliche Rolle zu mir passt?

Spätestens beim Auftreten von schlaflosen Nächten oder anderen körperlichen Symptomen sollten Sie nachdenklich werden: Passt diese Rolle wirklich zu mir, bietet mir dieser Arbeitsplatz immer noch die für mich passende Bühne?

Ein differenziertes Feedback meines Umfeldes kann verhindern, dass ich aus der Rolle falle. Der Vorgesetzte ist quasi der Regisseur auf der Unternehmensbühne.

Das Motto lautet: Feedback is the breakfast for champions.

Was passiert, wenn wir eine neue Rolle einnehmen möchten?

Wir sollten uns im besten Fall und auf Dauer unserer Werte, Motive und Ziele bewusstmachen. Um eine Rolle nämlich langfristig und mit innerer Motivation auszufüllen, sollte sie substanzielle Teileunserer Persönlichkeit widerspiegeln. Sich also auch mit der Rolle identifizieren. Persönlichkeitsanteile, die ich im beruf nicht ausleben kann, sollte ich im privaten realisieren. Aufpassen sollten wir, wenn wir von unserer Rolle keinen Abstand mehr nehmen können. Man sollte seine Rolle jederzeit reflektieren und abstrahieren können. Und Menschen scheitern, wenn es ihnen nicht mehr gelingt.

Tipps für die ersten 100 Tage im neuen Job

Zunächst genau beobachten:

• wie gehen Kolleg:innen miteinander um?

• wie sind sie gekleidet?

• sprechen sie ehr formell oder informell?

• wird ehr ein harmoniegeleitetes Verhalten gefördert oder ehr ein forsch-karriereförderndes?

Aus diesen Beobachtungen leitet und interpretiert man die kulturellen Merkmale der neuen Bühne ab.

Die Sehnsucht nach Authentizität

Zum einen möchten wir gerne authentische Menschen um uns herum haben. Denn je authentischer eine Person erscheint, desto berechenbarer ist sie für uns auch. Wir haben das Gefühl, zu wissen, woran wir sind. Und gleichzeitig wollen wir bespielt werden!

Eine Paradoxie des Lebens: Denn wer lädt schon gerne den authentischen, aber stehts pessimistischen gast auf die eigene Geburtstagsfeier ein- wenn die Bühne doch nach heiterem Abend verlangt?

Quelle: Aus einem Interview des Psychologen R. Niermeyer